Der Begriff Work-Life-Balance ist von vielen Unternehmen schon sinnentleert worden. Doch Bewerber ist es wichtiger denn je, dass das Privatleben nicht zu kurz kommt. Doch wie soll ich das Thema als Personaler angehen?
In dem ich die eigenen Mitarbeiter befrage! Johannes arbeitet in einer Werbeagentur als Texter.
Und: Er ist ein erfolgreicher Triathlet. Um sein Trainingspensum zu erreichen, kommt er meistens morgens erst um elf Uhr in die Agentur. So kann er schon seine erste Trainingseinheit absolvieren. Dafür legt Johannes auch gerne eine Abendschicht ein.
Alexandra ist alleinerziehende Mutter. Sie arbeitet als Controllerin in einem großen Konzern. Jeden Mittwoch und Freitag ist sie im Home-Office, um an zwei Tagen in der Woche mittags für ihre Tochter Zuhause zu sein. Für Johannes und Alexandra ist es wichtig, dass sie ihre aktuellen Lebensbedingungen an ihren Job anpassen können.
Dass die sogenannte Work-Life-Balance stimmt – Arbeits- und Privatleben im Einklang stehen. Für ihre Arbeitgeber ist das kein Problem. Sie werben Mitarbeiter gezielt und erfolgreich mit flexiblen Arbeitszeitmodellen und einer guten Work-Life-Balance.
„Das Ausbalancieren des eigenen Lebens ist ein höchst individueller Vorgang und mit starren Regeln wie in der Ratgeberliteratur nicht zu erreichen“, sagt Katrin Holzinger. Sie ist Gesundheitsökonomin und Business-Coach in ihrem Unternehmen Dr. Holzinger Institut in Stuttgart.
Doch mit der Balance zwischen Privatleben und Beruf sind viele Arbeitnehmer noch immer unzufrieden. Das zeigt eine Umfrage der Unternehmensberatung Gartner vom vergangenen Jahr. 21.000 Arbeitnehmer wurden in 40 Ländern befragt – davon 1.251 in Deutschland.
Nur 34 Prozent der Berufstätigen in Deutschland finden ihre Work-Life-Balance in Ordnung. Damit liegt Deutschland klar zurück, denn weltweit sind es 42 Prozent. „Manche Menschen verbringen ihre Zeit lieber bei der Arbeit als Zuhause, andere sind glücklicher, wenn sie halbtags arbeiten und sich vor allem um die Familie kümmern können“, weiß Holzinger.
"Unternehmen und ihre Führungskräfte müssen auf diese Bedürfnisse möglichst individuell und flexibel reagieren, um als Arbeitgeber attraktiv zu sein. Sie sollten ihre Mitarbeiter auch in der persönlichen Weiterentwicklung stärken, um sie auf die zunehmend hohen Anforderungen vorzubereiten", so die Gesundheitsökonomin.
Neben flexiblen Arbeitszeiten und Home-Office gehören auch Angebote für interne Kinderbetreuung, Sabbaticals, Job Sharing, betriebliches Gesundheitsmanagement mit Sportkursen oder Entspannungstraining, Vergünstigungen im Fitnessstudio, gesundes Mittagessen und Freizeitaktivitäten zu einem erfolgreichen Work-Life-Balance Programm in den Unternehmen.
Viele Firmen nutzen diese Angebote als Wettbewerbsvorteil beim Personalrecruiting, um sich von ihren Mitbewerbern abzugrenzen. Für diese Unternehmen ist es ganz entscheidend, ihre Angebote glaubhaft und vor allem authentisch zu kommunizieren, damit Work-Life Balance nicht zu einer leeren Worthülse oder einem abgedroschenen Etikett wird.
Aber, wie schaffen es Unternehmen ihren Wettbewerbsvorteil Work-Life-Balance glaubhaft zu kommunizieren? „Unternehmen können nur über ihre Mitarbeiter authentisch vermitteln, dass sie für eine gute Balance zwischen Privat- und Arbeitsleben sorgen“, sagt Geschäftsführer Sascha Baron von der Storytelling-Agentur dreilandmedien GmbH.
„Bewerber wollen sehen, wie eine Work-Life-Balance im Unternehmen gelebt wird. Das kann man beispielsweise mit Jobportraits, Fotoreportagen und Podcasts umsetzen. Wichtig ist, dass die Mitarbeiter mit Ihren eigenen Geschichten zu Wort kommen." Sascha Baron produziert mit seinem Team Storytelling Formate für das Personalmarketing.
„Unternehmen tun sich in der Regel schwer eine Arbeitgebermarke zu finden. Letztendlich geht es um ein Gefühl, eine Haltung oder Geist der ein Unternehmen ausmacht. Dies mit Worten zu fassen macht keinen Sinn.
Lässt man aber viele Mitarbeiter ihre eigene Geschichte erzählen, entsteht beim Bewerber ein Gesamtbild. Dieses Gesamtbild entspricht dann genau dem, wie sich das Unternehmen als Arbeitgeber darstellen möchte. ", so der dreilandmedien-Chef. Beispiel für authentisches Employer Branding.
Ob Johannes als Extremsportler oder Alexandra als flexible Working-Mom – beide stehen für ihr ganz persönliches Arbeitszeitenmodell und Lebenskonzept. Und: Sie sind Vorbilder für die Menschen, die sich in einer ähnlichen Lebenssituation befinden. Denn sie zeigen: Hier kann ich so arbeiten, wie es in mein Leben gerade passt. Und du kannst das auch.