Wie Personaler und Agenturen Recruitingfilme perfekt planen

Wie Personaler und Agenturen Recruitingfilme perfekt planen

Sascha Baron
von Sascha Baron

Recruitingfilme helfen dabei einen Einblick in die Arbeitswelt zu bekommen. Besonders die weichen Faktoren wie Arbeitsklima oder Work-Life-Balance lassen sich mit Bewegtbildern glaubwürdig kommunizieren. 

Doch Video ist nicht gleich Video. Es gilt herauszufinden, welcher Film zu den jeweiligen Anforderungen passt. Dieser Blogbeitrag soll Personaler und Agenturen helfen, Recruiting-Videos besser zu planen. 

Dabei geht es um grundsätzliche Fragen von der Bestimmung der Zielgruppe, über die Auswahl der Mitarbeiter bis zur Wahl der Location.

1. Welche Zielgruppe(n) will ich ansprechen?

Auch wenn Sie glauben, die Antwort schon zu kennen. Machen Sie sich in aller Ruhe Gedanken, welche Gruppe Sie mit Recruiting-Videos ansprechen wollen. Es ist die wichtigste Frage überhaupt. Denn die Auswahl der Zielgruppe(n) hat Einfluss auf Inhalt, Machart und Länge der Videos. 

Gucken Sie sich einmal das folgende Zielgruppenschema an. Es soll Ihnen dabei helfen, die richtigen Recruiting-Instrumente zu finden:

zielgruppenschema 1

Beispiel für breite Zielgruppe

Sie möchten ein Recruiting-Video auf Ihrer Karriere-Webseite platzieren. Das Video soll Ihr Unternehmen allgemein als attraktiven Arbeitgeber darstellen. Im Video sollen Mitarbeiter aus unterschiedlichen Abteilungen (und/oder Berufen) zu Wort kommen. Im Vordergrund stehen die weichen Faktoren wie Arbeitsklima und Work-Life-Balance. Videobeispiel: Recruiting-Video Interdata Treuhand AG in Bad Homburg

Beispiel für bestimmte Zielgruppe

Sie möchten ein Recruiting-Video auf Ihrer Karriereseite für Berufseinsteiger (Azubis, Studenten) platzieren. Das Video soll Ihr Unternehmen als attraktiven Arbeitgeber für Berufseinsteiger darstellen. Im Video sollen Berufseinsteiger (mit unterschiedlichen Ausbildungsberufen) zu Wort kommen. 

Im Vordergrund stehen weiche Faktoren, die Berufseinsteigern wichtig sind wie Arbeitsklima, Unterstützung vom Unternehmen, Übernahmemöglichkeiten etc.

Videobeispiel: Ausbildung bei der LVM Versicherung

Beispiel für bestimmte Berufsgruppe (Beispiel IT)

Sie möchten mit einem Recruiting-Video gezielt Professionals ansprechen. Das Video soll neben der Platzierung auf der Karriere-Webseite auch mit entsprechenden Stellenanzeigen kombiniert werden. Außerdem soll das Video auch als Instrument in der Direktansprache eingesetzt werden. 

Der Recruitingfilm soll Ihr Unternehmen als attraktiven Arbeitgeber für Professionals darstellen. Im Vordergrund stehen weiche Faktoren, die Professionals wichtig sind, z.B. Arbeitsumfeld, Ausstattung (Hardware), Karrieremöglichkeiten, Arbeitsklima etc. 

Videobeispiel: Mitarbeiter-Testimonial für KAISER+KRAFT

2. Welche Mitarbeiter sollen zu Wort kommen?

Grundsätzlich kommt jeder Mitarbeiter in Frage, der folgende Kriterien erfüllt:

  • er/sie hat grundsätzlich kein Problem vor der Kamera etwas über die Arbeit zu erzählen
  • er/sie hat Lust und Zeit für die Dreharbeiten
  • er/sie hat nicht das Gefühl teilnehmen zu müssen
  • er/sie ist ein typisches Beispiel für die Zielgruppe (Berufseinsteiger, Professionals etc.)
  • er/sie kann etwas zu „weichen Faktoren“ sagen (z.B. Arbeitsklima), die der Arbeitgeber thematisieren will

Am besten spricht man potentielle Protagonisten direkt an. Es macht immer Sinn Vorgespräche zu führen. Dabei geht es um allgemeine Fragen wie, Was ist Dir als Arbeitnehmer wichtig? Was schätzt Du am Unternehmen als Arbeitgeber? 

Solche Gespräche verlaufen ähnlich, wie später das eigentliche Interview. Ein Casting im klassischen Sinne ist nicht notwendig. Wenn ich als Unternehmen beispielsweise das Thema Work-Life-Balance thematisieren will, bietet es sich an, eine Mutter oder ein Vater zu Wort kommen zu lassen. Also jemand, der eine persönliche Geschichte zum Thema „flexible Arbeitszeit“ hat.

3. Was ist mit Mitarbeitern, die nach dem Dreh das Unternehmen verlassen?

Zunächst ist es eine juristische Frage. Mitarbeiter, die in Ihrem Recruiting-Video zu sehen sind, geben dem Unternehmen eine Einverständniserklärung für eine Filmveröffentlichung (ähnlich wie bei Fotoaufnahmen). Scheidet der Mitarbeiter aus, kann er das Unternehmen bitten, den Film nicht weiter zu veröffentlichen. In der Praxis geschieht das aber sehr selten. 

Im Kern geht es eher um die Frage, wollen Sie weiterhin ein Recruiting-Video zeigen mit Mitarbeitern, die nicht mehr im Unternehmen beschäftigt sind? Das müssen Sie im Einzelfall selbst entscheiden. Grundsätzlich spricht aber nichts dagegen. 

Ein Recruitingfilm gibt einen authentischen Einblick in die Arbeitswelt von Mitarbeitern. Die Aussagen im Film behalten auch nach dem Aussscheiden eines Mitarbeiters noch ihre Gültigkeit. Die Aktualität spielt hier eine untergeordnete Rolle. 

Bei einem Video mit Auszubildenden ist es sogar wahrscheinlich, dass nach einigen Jahren der größte Teil der Protagonisten für andere Firmen arbeiten. Aus publizistischen Gründen empfiehlt es sich aber, Videos kenntlich zu machen, die nicht mehr aktuell sind.

Tipp! Wir empfehlen Ihnen deshalb von Anfang an mehrere, kleinteilige Videos zu produzieren mit unterschiedlichen Protagonisten. So können Sie Ihre Mitarbeitervideos von Jahr zu Jahr ergänzen und ältere Produktionen (sichtbar) archivieren.

4. Wie lange sollten Recruitingfilme dauern?

Als Faustregel kann man sagen: Recruitingfilme sollten zwischen 1 Min. und maximal 3:30 Min. dauern. Je nachdem wie viele Mitarbeiter im Video zu Wort kommen (siehe auch Zielgruppenschema). Es gibt viele Gründe, die für kurze Filme sprechen. 

Je kürzer ein Film, desto eher ist die Zielgruppe bereit sich den Film anzuschauen. Vergessen Sie nicht, dass "Ihr" Video immer mit vielen anderen Informationskanälen konkurriert. Je niedriger die Hemmschwelle ist, desto eher gucken sich Ihre potentiellen Bewerber einen Arbeitgeberfillm an. 

Mehrere kleine Filme sind auch flexibler einsetzbar. So können Sie die Filme an unterschiedlichen Positionen auf der Karrierewebseite platzieren, passgenauer mit Stellenanzeigen kombinieren und mehrmals in sozialen Kanälen posten. Je mehr Filme Sie veröffentlichen, desto größer Ihre Reichweite.

 5. Wie läuft der Drehtag ab? (Drehorte)

Der Drehtag wird von uns im Vorfeld exakt geplant und in einem schriftlichen Drehkonzept mit zeitlichen Rahmen zusammengefasst. In der Regel beginnen wir den Drehtag am Vormittag mit den Interviews. Als Location eignen sich große, tageslichthelle Räume, wie Foyers, Treppengalerien oder Konferenzräume. Als Faustregel gilt: Je größer die Räume, desto schöner („größer“) das Bild. 

Die Auswahl der Locations erfolgt im Vorfeld oder am Drehtag. Zunächst wird ein Interviewset aufgebaut, das im Wesentlichen aus Licht, Kamera und Ton besteht. Wir drehen mit kleinen 1-2 Mann-Teams und halten unser Equipment leicht und transportabel. Wichtig ist, dass die Protagonisten sich wohl fühlen. Je lockerer der Gesprächspartner, desto besser (und authentischer) die O-Töne.

Keine Gesprächsnotizen

Die Protagonisten bekommen im Vorfeld einen kleinen Fragenkatalog zur Verfügung gestellt. Dieser dient zur Orientierung und hilft den Mitarbeitern sich gedanklich auf das Interview vorzubereiten. In keinem Fall sollten vor dem Interview Gesprächsnotizen gemacht werden. 

Ein abgelesenes Skript klingt wenig glaubwürdig. Das Interview selbst ist ein ganz normales Gespräch mit Fragen und Antworten. Manche Fragen werden wiederholt, andere vertieft. Der Protagonist kann seine Antworten sooft wiederholen, wie er möchte. 

Jedes Interview bzw. jeder Mensch ist anders. Unsere Redakteure gehen individuell auf die Gesprächspartner ein. Wir lassen uns für die Interviews genügend Zeit. Die Interviews dauern i.d.R. eine Stunde pro Protagonist. Es sind maximal drei Interviews pro Drehtag möglich. Das nachfolgende Video zeigt wie ein Drehtag aussehen kann:

Kleider und Make-up

Die Protagonisten kommen normal gekleidet zum Dreh. Ein spezielles Make-up ist nicht notwendig. Manchmal kann ein Abdeckpuder hilfreich sein. Wichtig ist vor allem: Vor dem Dreh viel Trinken! Die Nervosität macht einen trockenen Mund. Das ergibt unschöne Schmatzgeräusche 😉 

Die Interviews dienen als Basis für die journalistische Recruitingfilm-Produktion. Um eine größtmögliche Authentizität zu erreichen, verzichten wir auf einen Off-Sprecher. 

Die Story des Films vermittelt sich ausschließlich über die Aussagen (O-Töne) Ihrer Mitarbeiter und die Bilder (Arbeitsplatz, Produktion, Büro etc.). Deshalb ist auch eine (journalistisch) geschickte Fragetechnik in den Interviews notwendig.

Der szenische Dreh

Nachmittags werden dann einzelnen Szenen und Schnittbilder abgedreht. Die Bilder sollen die einzelnen Aussagen der Mitarbeiter "belegen". Wenn etwa der Mitarbeiter von einem guten Arbeitsklima spricht, will der Zuschauer dies auch im Bild sehen, z.B. eine lockere Gesprächssituation mit Kollegen. Videojournalisten stellen sich immer auf die Situation vor Ort ein. 

Hier wird vielleicht auch der Unterschied zwischen einem Werbefilm (Imagefilm) und journalistischen Recruitingfilm besonders deutlich. Die Gesprächssituation mit Kollegen kann nicht inszeniert werden, wenn sie glaubwürdig sein soll. Nur in einer journalistischen Produktion oder Reportage kann die Situation glaubhaft dargestellt werden.

6. Was passiert nach dem Dreh?

Kunden unterschätzen oft die Arbeit nach den Dreharbeiten. Die Postproduktion und die Korrekturschleifen sind sehr zeitaufwändig. Die Arbeitsschritte im Wesentlichen:

  1. Sichtung des Videomaterials
  2. Rohschnitt der Interviews und Szenen
  3. Erstellung der 1. Videofassung
  4. Farbkorrektur, Tonmischung, Grafik
  5. Finalisierung der 1. Videofassung und Abnahme durch Kunden
  6. Bearbeitung der Änderungswünsche
  7. Abnahme durch Kunden
  8. Zweite Korrekturschleife und endgültige Finalisierung
  9. Bereitstellung auf Webserver zum Download

Die Kunden erhalten i.d.R. wenige Wochen nach dem Dreh die erste Videofassung zur Abnahme. Nun besteht die Möglichkeit Änderungswünsche mitzuteilen. 

So können u.a. O-Töne und Bilder ausgetauscht und Grafiken und Beschriftungen angepasst werden. Ist der Film final abgenommen steht der Veröffentlichung des Recruiting-Videos nichts mehr im Wege.

Sascha Baron
Sascha Baron
Gründer und Geschäftsführer

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